„Jetzt brauchten wir noch ein paar richtige Männer“, so die Bemerkung einer Teilnehmerin zum Ende des Frauen-Workshops, anlässlich der DOSB-Aktion: Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns!
Diese Aussage hat die anwesenden Männer allerdings nicht irritiert. Ganz im Gegenteil, sie machte deutlich, dass dieser „Schnupperkurs“ in Sachen Selbstbehauptung und Selbstverteidung doch schon einiges bewirkt hat. Nämlich das Selbstvertrauen der Frauen zu stärken und ihnen ihre Kräfte bewußt zu machen.
Nach einer aktuellen Studie der EU-Grundrechte-Agentur, die am letzten Mittwoch in Brüssel vorgestellt worden ist, sind in Deutschland 35 % der Frauen betroffen von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt, einschließlich häuslicher Gewalt..
Bereits zum siebten Mal hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) daher zu der bundesweiten Aktin: Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns!, aufgerufen. Ziel dieser Aktion ist es, dass Mädchen und Frauen lernen sollen sich gegen Übergriffe jeglicher Art zur Wehr zu setzen.
Wie auch in den Vorjahren hat sich die Ju-Jutsu-Abteilung der TSV Reinb ek wiederum gerne an dieser Aktion beteiligt.
Der Trainer der Ju-Jutsu-Abteilung Sigi Sobolewski war schon durch die vorher erfolgten Anmeldungen von dem großen Interesse beeindruckt. Es kamen dann sogar noch mehr Teilnehmerinnen zu diesem Workshop – nämlich fast 30 und auch wiederum etliche „Stammkundinnen“. Aus diesem Grunde hat sich Sigi auch männliche Unterstützung mitgebracht. Dies waren Thorsten Wießner, Thomas Hess und und Jörn Bahlmann.
Bevor es in die praktischen Übungen ging, wurden die Teilnehmerinnen zunächst mit einigen theoretischen Grundlagen und Hinweisen auf das Thema eingestimmt.
So wurde u.a. aufgezeigt, dass das Erkennen bzw. das Vermeiden von Gefahrensituationen durch aufmerksames Beobachten des Umfeldes sehr wichtig ist. Ebenso wichtig ist es mit welcher „Präsenz“ die jeweilige Frau wahrgenommen wird. Ist schon von der Körperhaltung, dem Blick und der gesamten Ausstrahlung von einem potentiellen Opfer auszugehen? Täter nehmen solche Signale nämlich auf. Sie suchen in der Regel Opfer und keine Gegner.
Hierzu wurden einige Übungen durchgespielt mit dem Ziel die Körperhaltung-/Spannung, das bewußte Auftreten und den Selbstbehauptungswillen zu steigern.
Schon in der Anfangsphase wurde den Teilnehmerinnen bewußt, dass Selbstbehauptung-/ und letzlich die Selbstverteidigung aus vielen einzelnen Bausteinen besteht.
Dann ging es zu den praktischen Übungen. Zunächst sollten die Teilnehmerinnen sich spontan gegen einfache und relativ harmlose körperliche Angriffe verteidigen, ohne das vorher Techniken gezeigt worden sind. Ziel dieser Übung war es, die Kreativität der Teilnehmerinen anzuregen. Hier und da waren dann doch schon recht effektive Abwehrreaktionen feststellbar. Im Anschluß daran wurde gezeigt, wie es einfacher und wirkungsvoller geht. Dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass ein mänlicher Angreifer im Durchschnitt 1,7 mal mehr Kraft als eine Frau hat.
Welche körperliche Kräfte Frauen entwickeln können, wurden dann noch an Schlagpolstern trainiert. Hier machten vielen Teilnehmerinen zum ersten Mal die Erfahrung, welche Kräfte sie entwickeln können. „Das macht ja richtig Spaß und wir hätten gerne noch mehr davon“, so einige Teilnehmerinen.
Zum Abschluß wurde noch kurz demonstriert welche Alltagsgegenstände sich im Rahmen einer Verteidigungshandlung einsetzen lassen, wie z.B. eine Zeitschrift, Einkaufstasche, Konservendose, Schirm usw.
Die 2 Stunden dieses Workshops gingen wieder schnell vorbei und nach dem Abschlußfeedback freuen die Damen sich schon auf den nächsten Workshop.
Text: Siegmund Sobolewski
Fotos: Thomas Hess und Jörn Bahlmann